Das Grandhotel Waldlust wurde 1902 – 1903 auf einer Grundstücksfläche von 14.000 m² in Freudenstadt erbaut. Das von Hotelier Ernst Lutz geführte Haus erlangte innerhalb weniger Jahre einen Top Rang und lockte in den 1930er Jahren hochadelige Gäste, Prinzen und Künstler sowie Schauspieler und betuchte Bürger an. 1926 residierte Gustav V. von Schweden im Grandhotel. Weitere Gäste des Hotels waren unter anderem die Königin-Mutter der Niederlande, der Prince of Wales, Mary Pickford, Lloyd George und Stummfilmschauspieler Douglas Fairbanks.
Insgesamt verfügte das Hotel über 80 Zimmer und Suiten mit insgesamt 140 Betten. Die Zimmer und 16 Suiten verteilten sich auf 5 Stockwerke. Auf 100 Liegebalkonen konnten die betuchten Gäste entspannen und die herrliche Aussicht genießen.
Die besten Zeiten erfuhr das Hotel unter dem Einfluss von Adele B. die als gute Seele des Hauses bekannt war und unter anderem die Tanzveranstaltungen des Hotels organisierte. „Adi“, wie sie genannt wurde, soll 1949 im Hotel gewaltsam zu Tode gekommen sein und seither als Geist ihr Unwesen treiben. Bereits in den 60er-Jahren sprachen Angestellte von Geistern. Das Grandhotel Waldlust sei verflucht und ein Ort „unerlöster Seelen“.
Die Spukgeschichten lockten 2005 Wissenschaftler des „Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene“ aus Freiburg nach Freudenstadt. Drei Monate wurden ehemalige Angestellte, Gäste und Bedienstete um Untersuchungsleiter Dr. Gerhard Mayer befragt. Nach unglaublichen Erzählungen, wie Telefonanrufe aus unbelegten Zimmern oder von alleine angehende Lichter, welche allerdings in Zusammenhang mit der Hauselektronik stehen könnten, wurde aber auch von wackelnden Gläsern, plötzlichen Kälteschauern oder Schritten auf dem Flur berichtet. Das Fazit der Freiburger Forscher erklärt, dass das Haus aufgrund unübersichtlicher Bauweise für optimale Bedingungen für Wahrnehmungsstörungen sorgen kann. Die marode Haustechnik begünstige dies noch. Nimmt man die Erkenntnisse der Spukforschung ernst, so können einige Ereignisse tatsächlich so stattgefunden haben.
Daher ist es kein Wunder, dass Regisseur Lucien Förster im ehemaligen Grandhotel die ideale Location für einen Horrorfilm sah. 2013 war „Bela Kiss – Prologue“ in den deutschen Kinos zu sehen. Er basiert auf einer wahren Geschichte eines der schlimmsten Serienmörder des 20. Jahrhunderts. Und auch die Filmcrew beschrieb unerklärliche Dinge am Set. So sollen Schatten gesehen worden und Dinge auf unerklärliche Weise verschwunden sein.
2011 gingen daraufhin 15 Forscher des Teams Paranormaler Forschung (TPF) dem Spuk noch einmal nach. Die Geisterjäger stellten Foto- und Geräuschfallen auf, untersuchten mit Temperaturschwankungen. Nachdem auch bei gelegten Genussfallen, wie einer Zigarre, keine Erfolge ersichtlich waren, wurde schnell klar: Geister spuken hier nicht.
Ob an den Spuk-Geschichten nun etwas dran ist oder nicht: Das ehemalige Schlosshotel Waldlust fasziniert und lockt immer wieder Besucher zu sich. Denn hinter jeden Tür verstecken sich Relikte aus vergangener Zeit: alte Ohrensessel, märchenhafte Himmelbetten und verstaubte Bücher. Marmor-Säulen werfen Schatten durch den dunklen Tanzsaal. Strom und Wasser fließen allerdings schon lange nicht mehr. Die Rohre sind von der Kälte zerborsten Magazine wie „Galileo“ oder die „Landesschau BW“ des SWR berichteten über die Geschichte des seit 2005 nach einigen Besitzerwechseln endgültig leerstehenden Hauses. Fotografen nutzen die Location gerne für Mode-Shootings; es ist ein Juwel für Lost-Place-Fotografen. Heute kümmert sich der Verein für Kulturdenkmale Freudenstadt um das Anwesen und hofft auf einen Investor der dem Schmuckstück neues Leben einhaucht.
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